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Schlagwort: SowjetischerSektor

Aus der Geschichte des WF, Folge 10

Gutes Essen stärkt die Arbeitsmoral! „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“ heißt es in Brechts „Dreigroschenoper“. Ganz so war es im LKVO/OSW nicht, aber für viele war in den ersten Nachkriegsjahren die Werkspeisung ein wichtiger Motivationsgrund, im LKVO/OSW zu arbeiten. So heißt es im 1. Geschäftsbericht des LKVO, der …

Aus der Geschichte des WF, Folge 9

Die Fotoalben von 1946 aus LKVO und NEF

Deutlich wird beim Vergleich der Alben von NEF und LKVO aus dem Frühjahr/ Frühsommer 1946 (Vergl. Beitrag Quellen zur Geschichte des WF – Folge 4), dass sie 1946 völlig getrennte Unternehmen waren, die beide nur auf dem ehem. NAG-Gelände angesiedelt waren. Bildsprache und Themenwahl sind recht unterschiedlich.

Während das LKVO extra ein zweites Album ausschließlich mit Produktfotos anfertigte, widmet das NEF nur drei der 39 Fotos Produkten. Auf S.21 zeigt ein Foto „Baugruppen, die in universellen Systemen arbeiten.“ Diese Baugruppen waren offensichtlich ein wichtiges Forschungs- und Entwicklungsprojekt des NEF, denn schon in dem Informationstext auf der 1. Seite des Fotoalbums steht: „Die Hauptarbeit des Technischen Büros besteht in der Ausarbeitung neuer Arten von Geräten für Fernverbindungen – als universelle Systeme. Die Idee eines universellen Systems, das während des Krieges von deutschen Spezialisten vorgeschlagen wurde, besteht darin, Grundbausteine für die Kombination verschiedener Kommunikationswege zu schaffen, standardisierte Blöcke, die unterschiedliche Verbindungslinien wie etwa: Freileitungen, Kabellinien, Koaxialkabel und Verbindungen über Dezimeterwellen an das Fernmeldesystem anpassen. Das universelle System ersetzt die verschiedenen vorhandenen Arten von Fernmeldegeräten.“

Das zweite Produktfoto auf S. 41 präsentiert eine „Garnitur von Werkzeugen und Vorrichtungen für das Flachrelais 70, die in der Werkstatt gefertigt wurden“. Dass das NEF aber nicht nur diese beiden Produkte herstellte, zeigt das Foto auf S.47, auf dem jede Menge Halbfabrikate auf zwei Werktischen liegen, die alle lieferbar waren.

Neben Fotos aus den Werkstätten, von einzelnen Maschinen etc. nimmt das NEF in zwei Fotos auch deutlich darauf Bezug, dass es Einrichtungen des FAO weiter nutzte, während das LKVO mit keiner Silbe erwähnte, dass es in der ehemaligen Röhrenfabrik der AEG eingerichtet worden war.

S.13 im Fotoalbum des NEF, Übersetzung der Bildunterschriften „Geräte für Fernverbindungen ME, die vom Werk FAO-AEG hergestellt wurden, werden für Laborexperimente genutzt.“ und „Telefonapparatur für Linien hoher Leistung, hergestellt vom Werk FAO-AEG wird für Laborexperimente genutzt.“

Wichtig war der NEF-Geschäftsführung auch, ihre technische Einrichtung für Vervielfältigungen (Matritzenapparate und Lichtpauserei) und die Abt. für technische Unterlagen und das Archiv für technische Zeichnungen zu zeigen, Abteilungen bzw. Einrichtungen, die für die Anfertigung von Technischen Berichten und deren Vervielfältigung, wobei es nicht nur um FEBs zu eigenen Entwicklungen ging, sondern vor allem um die Zusammenstellung und Übersetzung von Unterlagen, die die Sowjets in den Elektrounternehmen in Berlin (vor allem in den Westsektoren) „gefunden“ hatten. Sio erwähnt der Informationstext auf S.1 auch: „Das Technische Büro leistet wesentliche Hilfe für sowjetische Werke bei der Entwicklung neuer Systeme der automatischen Telefonvermittlung des Typs „F“ und für Telefonapparate der Firma Siemens und Halske. Auf diesem Arbeitsgebiet beschränkt sich die Arbeit auf das Sammeln der erforderlichen technischen Dokumentation, Technologieentwicklung und Werkzeugbau.“

S.45 des NEF-Albums mit Fotos von der Vervielfältigung, der Lichtpauserei und des Archivs der technischen Zeichnungen.

Die entsprechenden Abteilungen bzw. Einrichtungen fanden keinen Eingang in die beiden LKVO-Alben, obwohl diese Abteilungen auch im LKVO eine wichtige Rolle spielten. Der Hauptkunde des LKVO war 1946 und 1947 die 5. Russische Hauptverwaltung, die 1946 90% (8,623 Mio RM) am Gesamtumsatz des LKVO (9,6 Mio RM) beteiligt war. Von den Lieferungen für 8.623 Mio RM nach Russland wurden rd. 41,5% (3,577 Mio RM) für Röhren, je rd. 10% (0,858 / =0,854 Mio RM) für 45 Geräte und 1, 765 Mio Einzelteile wie Wendel und 120.000 RM (knapp 1,5%) für Bauelemente berechnet. Alle diese Warengruppen wurden auch fotografisch in den LKVO-Alben festgehalten.
Wer mitgerechnet hat, wird gemerkt haben, dass noch rd. 37% fehlen. Diese 37% (3,214 Mio RM) wurden mit der Lieferung für Fertigungsanlagen erzielt. Während es bei allen anderen Posten ziemlich genaue Stückangaben gab, gibt es keine Angabe, wie viele Unterlagen für diese 3,2 Mio RM geliefert wurden, aber es dürften eine ganze Menge gewesen sein. Leider ist auch nirgends erklärt, wie der Wert der technischen Unterlagen ermittelt wurde.
Auch 1947 machten Lieferungen an die 5. Hauptverwaltung noch 70% (7,635 Mio) des Gesamtumsatzes von 10,8 Mio RM aus. Und fast 40% des Umsatzes mit der Sowjetunion wurde wieder mit Technischen Unterlagen erzielt.

Büro für technische Information. Übersetzung der Bildunterschrift: „Technologisches Büro.“ Ausschnitt aus S. 29 des NEF-Fotoalbums.

Wenn man die Bedeutung der Lieferung von technischen Unterlagen betrachtet, ist es doch recht verwunderlich, dass das LKVO davon nichts in seinen beiden Alben dokumentiert. Was sich die Geschäftsleitung des LKVO dabei gedacht hat, ist leider nicht überliefert.
Im Gegensatz zum LKVO/ OSW sind keine Geschäftsberichte des NEF (mehr ?) vorhanden, aber die Fotos deuten darauf hin, dass die Lieferung von technischen Unterlagen in die Sowjetunion auch hierin einer der wichtigsten Arbeitsbereiche war. Im Oktober 1946 arbeiten allein 7 Dolmetscher unter der Leitung des Ingenieurs Georg Lippert an der Übersetzung der Technischen Unterlagen, im Zeichnungsdienst 5 Angestellte und 1 Hilfskraft und in der Zeichnungsvervielfältigung 2 Angestellte und 5 Hilfskräfte.[1]


[1] Vergl. Personalverteilung der NEF vom 10.12.1946, in Landesarchiv Berlin, REP. C404, Nr.1, unpaginiert.

Quellen zur Geschichte des WF – Folge 4 – Fotoalben aus dem WF

Fotoalben aus dem WF Zu den Archivalien des WF im Industriesalon gehören auch diverse Fotoalben. Historisch gesehen besonders interessant sind davon drei Fotoalben aus dem Jahr 1946, die digital vorliegen und sowohl auf der Webseite WF-museum.de als auch auf auf museum digital eingestellt sind. Zwei der Alben wurden vom LKVO …

Aus der Geschichte des WF, Folge 7

  Betriebsteile kommen und gehen, manche bleiben bis zum Schluss (bis 2005), zum Beispiel „die Kathode“. 1944 hatte Telefunken seine Kathodenfabrikation, um einer etwaigen Ausbombung vorzubeugen, in die Keller der Schultheiss-Brauerei in der Schönhauser Allee (heute Kulturbrauerei) verlegt. Im Herbst 1945 wurde diese Kathodenfertigung von den Sowjets dem LKVO zugeordnet, …

Aus der Geschichte des WF, Folge 6

Direktoren kommen und gehen, das Werk bleibt (bis 2005) Der Abzug von 230 Fachleuten aus dem OSW inkl. des leitenden nd des stellvertretenden deutschen Direktors war für das Werk zunächst sehr problematisch.[1] Zum einen fehlten viele Abteilungsleiter, die nicht so schnell durch kompetente Leute ersetzt werden konnten, zum anderen demontierten …

Aus der Geschichte des WF, Folge 5

Gruppenbild mit Direktor – die Abteilungsleiter des LKVO im Frühjahr 1946 – aber nicht mehr lange Die Sowjets ließen sich ihren Spezialisten etwas kosten. Sie bekamen Einzelverträgen mit für die damalige Zeit erstklassigen Gehältern und – was 1945/46 mindestens genauso wertvoll, wenn nicht noch wertvoller als das Gehalt war – …

Aus der Geschichte des WF, Folge 4

Was produzierte das LKVO / OSW? Da sich das Verhältnis der Besatzungsmächte zunehmend schwieriger gestaltete und aus den Westzonen vieles nicht mehr geliefert wurde, wurde eine weitere wichtige Aufgaben des LKVO/OSW die sog. „Nachentwicklung“, heute würde man dafür Plagiat sagen. So geschah es auch mit der für die Wehrmacht 1944 …

Aus der Geschichte des WF, Folge 3

Dr. Karl Steimel, der erste deutsche Direktor des LKVO Wichtig war es der sowjetischen Besatzungsmacht bei der Einrichtung des LKVO vor allem gewesen, das technische Knowhow der deutschen Rüstungsindustrie und –entwicklung abzuschöpfen. Insofern war es ein großer Erfolg, dass es den Sowjets gelang, Dr. Karl Steimel als deutschen Direktor des …

Aus der Geschichte des WF, Folge 2

Aufgaben des LKVO Einer der Hauptaufgaben des LKVO war zunächst die Bearbeitung und Übersetzung diversen Forschungs- und Entwicklungsberichte, die die Sowjets bis zur Ankunft der anderen Alliierten Anfang Juni 1945 in den über Berlin verteilten elektrotechnischen Firmen wie Siemens, AEG, Lorenz, Loewe und Telefunken eingesammelt und in ihren Sektor gebracht …