Aus der Geschichte des WF, Folge 6

Aus der Geschichte des WF, Folge 6

Direktoren kommen und gehen, das Werk bleibt (bis 2005)

Der Abzug von 230 Fachleuten aus dem OSW inkl. des leitenden nd des stellvertretenden deutschen Direktors war für das Werk zunächst sehr problematisch.[1] Zum einen fehlten viele Abteilungsleiter, die nicht so schnell durch kompetente Leute ersetzt werden konnten, zum anderen demontierten die Sowjets dann ab November 1946 bis in den März 1947 hinein auch noch etliche Maschinen und Anlagen, von denen sie glaubte, dass die zwangsverpflichteten Spezialisten diese in der UdSSR brauchen würden. Trotzdem wurde von der sowjetischen Besatzungsmacht erwartet, dass das Werk weiter funktionieren sollte.

Dies führte zu einem Produktionsrückgang und der Personalbestand sank von Ende Oktober 1946 bis Ende März 1947 von rd. 2300 auf rd. 1600 Beschäftigte.
Im Laufe des Jahres 1947 erholte sich das Werk etwas von dem durch die Aktion Ossawakim verursachten Aderlass und zählte Ende 1947 wieder rd. 2200. Zugenommen hatten vor allem Produktionsaufträge für die 5. Sowjetische Hauptverwaltung, weniger Forschungs- und Entwicklungsarbeiten.
Nachfolger von Steimel wurde zunächst Dr. Bechmann, ein Quarzspezialist, der das Glück gehabt hatte, dass seine Arbeit von den Sowjets nicht als so wichtig eingeschätzt worden war und er daher nicht die Reise in die Sowjetunion antreten musste. Bechmann zog es aber Anfang 1948 doch vor, in den Westen überzusiedeln.[2] Und er war nicht der einzige Fachmann, der diesen Weg wählte, nachdem er sehen musste, wie es etlichen der Kollegen im OSW im Oktober 1946 ergangen war. [3]
Bechmanns Nachfolger Gruner verstarb 1949 und der stellvertretende deutsche Direktor, Dr. Straehler, konnte wegen schwerer Erkrankung nicht die Position übernehmen.[4] Zum 1. Juli 1949 ernannte der sowj. Generaldirektor Paul Lorentz zum Direktor des Werks für Fernmeldewesen „HF“ (Oberspree), wie das OSW seit Herbst 1948 als Zweigwerk der A.G. Kabel offiziell hieß.[5]  Lorentz war schon seit mindestens 1947 Leiter des Fertigungswerks im OSW.  Lange blieb Lorentz allerdings nicht Werkleiter, denn 1950 erfolgte die offizielle Integration des NEF in das HF und Rudi Müller, Direktor für Soziales im NEF, übernahm die Gesamtleitung, während Lorentz technischer Direktor für das HF wurde. Lorentz ist bis Juni 1952 nachweisbar[6], dann verliert sich seine Spur im HF. Sein Nachfolger als technischer Direktor wurde Dr. Alfred Schiller.

[1] Geschäftbericht für 1946, Archiv Industriesalon

[2] Vgl. Ansprache des Betriebsrats, undatiert (zwischen 18. Und 27. Mai 1948), S.1, LAB, Rep. C404, Nr. 150, o.P.

[3] Vergl. Johannes Bähr: Das Oberspreewerk – ein sowjetisches Zentrum für Röhren und Hochfrequenztechnik in Berlin (1954–1952). In: Unternehmensgeschichte / Journal of Business History. 39. Jg., Heft 3, 1994, S. 145–165, S.161.

[4] Vergl. Erläuterung zu dem Jahresbericht der Geschäftstätigkeit des Werks „HF“, Niederlassung der A.G. Kabel für das Jahr 1949, S.27, LAB, Rep. C404, Nr. 33, o.P.

[5] Vergl. Befehl Nr.14 des sowj. Gneraldirektors Loschmanow vom 1.7.1949, LAB, Rep. C404, Nr.14, o.P.

[6] Vergl. Wochenbesprechungen vom 27.6.1952 und 25.7.1952, LAB, Rep. C404, Nr. 12, o.P.

One comment

  1. Pingback: Aus der Geschichte des WF, Folge 10 – WF-Museum

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von WF-Museum

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen