Quellen zur Geschichte des WF – Folge 4 – Fotoalben aus dem WF

Quellen zur Geschichte des WF – Folge 4 – Fotoalben aus dem WF

Fotoalben aus dem WF

Zu den Archivalien des WF im Industriesalon gehören auch diverse Fotoalben.

Historisch gesehen besonders interessant sind davon drei Fotoalben aus dem Jahr 1946, die digital vorliegen und sowohl auf der Webseite WF-museum.de als auch auf auf museum digital eingestellt sind.

Zwei der Alben wurden vom LKVO erstellt, das eine mit dem Titel „Labor, Konstruktions- und Versuchswerk Oberspree“ mit 52 Fotos und das andere „Messeinrichtungen und entwickelte und produzierte Spezialröhren“ mit 23 Fotos. Das beide noch den Titel LKVO tragen, müssen sie vor dem 25.5.1946 hergestellt worden sein, denn an diesem Tag erfolgte die Umbenennung in Oberspreewerk (OSW).

Das NEF-Album enthält 39 Fotos, einen Informationstext und ein Organigramm, das auf den 1. Juni 1946 datiert ist. Vermutlich ist dieses Album im Juni 1946 zusammengestellt worden.

Alle drei Alben enthalten nur Bildunterschriften auf Russisch, waren also für die Sowjets bestimmt. Vermutlich hatte beiden Unternehmen ein sowjetischer Auftrag vorgelegen, ihr Unternehmen und ihre Produkte fotografisch zu präsentieren.

Was könnte nun der Anlass gewesen sein, dass diese beiden wissenschaftlich-technischen Büros im Mai/ Juni 1946 ihre Tätigkeit fotografisch dokumentierten? Eine These wäre, dass das mit der veränderten Demontage-Politik der Sowjetischen Militäradministration Deutschlands (SMAD) zusammenhing.

Am 6. Juni 1946 erließ die SMAD den Befehl 167, in dem sie ankündigte, dass bestimmte Unternehmen in der sowjetischen Besatzungszone in sowjetischen Besitz übergehen sollten.

Die mit dem Befehl Nr. 167 in sowjetischen Besitz übergegangenen Werke erhielten die Rechtsform einer sowjetischen Aktiengesellschaft (SAG), produzierten aber in der sowj. Besatzungszone in Deutschland. Vorangegangen war in der Sowjetunion die Erkenntnis, dass Demontieren allein nicht für die Steigerung der sowj. Industrie reichte, sondern man die demontierten Anlagen auch in der Sowjetunion wieder aufbauen musste, und daran haperte es des Öfteren, weil bei der Demontage nicht genau protokolliert worden war, wie die Anlage funktioniert hatte, oder sie gar nicht erst vollständig in der Sowjetunion angekommen war. Auch fehlte zum Teil das geschulte Personal, das mit den Maschinen und Anlagen umgehen konnte. Fazit, man ließ die interessanten Unternehmen besser am Ort und sorgte nur dafür, dass Know-How und Produkte in die Sowjetunion kamen.

Nicht auf der Liste standen das LKVO und das NEF, die – von den Sowjets gegründet, von sowjetischen Direktoren geleitet wurden und sowjetischen Ministerien unterstehend- sowieso als sowjetisches Eigentum betrachtet wurden, als exterritoriales Gebiet, auf dem auch nicht die Bestimmungen des Potsdamer Abkommens galten, also munter weiter für Rüstungszwecke geforscht und produziert werden konnte. [1]

Vielleicht wollte die SMAD damit in Moskau demonstrieren, wie ‚erfolgreich‘ und sinnvoll die beiden wissenschaftlichen Büros/ Versuchswerke waren, die als sowj. Gründungen auf deutschem Boden mit deutschem Fachpersonal arbeiteten.

 

[1] Vergl. Bähr, Johannes, Die Betriebe Sowjetischer Aktiengesellschaften (SAG) in Berlin 1945/46-1953, in: Berlin in Geschichte und Gegenwart,1996, S. 183-208, S. 186.

 

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