Röhren für die Republik aus dem Werk für Fernsehelektronik (WF), Folge 46

Röhren für die Republik aus dem Werk für Fernsehelektronik (WF), Folge 46

Die SRL 458 – eine Senderöhre für das Zweite Programm des Fernsehens der DDR

Am 3. Oktober 1969 wurde in der DDR das Zweite Programm der DDR feierlich zum ersten Mal ausgestrahlt. Die Vorarbeiten dafür hatten schon spätestens seit 1960 begonnen, als das Funkwerk Köpenick mit dem Bau der Sendeanlage beauftragt wurde. Dafür wurden auch modernere Senderöhren, als bisher auf dem DDR-Markt, benötigt, und die sollte das Werk für Fernsehelektronik entwickeln. Innerhalb von nicht einmal drei Monaten, zwischen Oktober und Dezember 1960, wurde die erste Stufe dieses Entwicklungsvorhabens gestemmt und ein entsprechender Forschungsbericht (FEB) mit dem Titel „Senderöhren für Fernsehbänder IV und V“ veröffentlicht. Ein Ergebnis dieses Berichts war, dass mit der Konstruktionsentwicklung der SRL 458 begonnen werden sollte. Vorhergesehen wurde bereits, dass es ein Problem mit der Herstellung geeigneter Keramik-Körper geben könnte – die waren offensichtlich nicht in den Planvorgaben der nächsten Jahre vorhergesehen.
1961 wurde vor allem nach einer Lösung für das Problem der Metall-Keramik-Körper gesucht, die entsprechende Untersuchung dauert von Januar bis Dezember 1961 und wurde wiederum – im November 1962 – in einem FEB veröffentlicht mit dem Titel „Untersuchung spezieller Verfahren für die Konstruktion von Leistungstetroden für Band IV/V“.  Ziel der Arbeit war es, bessere Verfahren für die Metall-Keramik und Schweißtechnologie (vergl. Beitrag Röhren für die Republik Nr. 39) für die Senderöhre SRL458 zu entwickeln. Auch diese Ergebnisse sollten bei der weiteren Entwicklung der SRL 458 eingesetzt werden.
Im Archiv der Fotostelle befindet sich das in diesem Beitrag abgebildete Foto, das 1964 bestellt wurde. Offensichtlich war weiter an der SRL 458 gearbeitet worden. Ob es dazu einen neuen FEB, der nicht den Weg ins Archiv des Industriesalons gefunden hat oder keinen FEB gab, wissen wir nicht.
Auch nicht wissen wir, ob die SRL 458 nun in die neue Sendeanlage für das Zweite Programm eingebaut wurde, denn 1968, also kurz vor der Eröffnung des Zweiten Programms des DDR-Fernsehens, wurden im Katalog „RFT Senderöhren“  zwar auch Spezifikationen zur SRL 458 gegeben, aber auch dazu geschrieben „In Entwicklung“. 1974 erschien dann der FEB „Überleitung der Senderöhre SRL 458“ (leider noch nicht gescannt), d.h., dass sie offensichtlich erst nach 1974 wirklich in Serienproduktion ging.
Durchgeführt wurden alle diese Entwicklungsvorhaben von Günther Schmiedel, einem in der Röhrenentwicklung des WF angestellten Physikers. Schmiedel ist anhand der uns zur Verfügung stehenden Hilfsmittel (Findbuch, FEBs und Betriebszeitung) von 1960 bis 1987 im WF nachweisbar.

Das hier abgebildete Foto zeigt nur den oberen Teil der Senderöhre, für den auch Keramik verwendet wurde, die gesamte Röhre mit dem unteren Teil mit Lamellen für die Luftkühlung war wesentlich größer, wie auf der Webseite Brotterode/ Inselsberg zu sehen ist.

Datenblatt SRL 458 – RFT-Senderöhren-1969

 

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