Rüstungs- vs. Friedensproduktion: Was stellte das FAO zwischen 1939 und Kriegsende her?
Einer der Aufträge, den Direktor Zimmermann wohl bei der Besprechung mit Major Serdütschenko oder Oberstleutnant Michaelow am 24. Mai 1945 erhalten hatte, war eine Aufstellung der Produktionsbereiche der FAO, die Zimmermann auf 2 DIN A4-Seiten sehr detailliert am 25. Mai erstellte.[1] Am 10. Juli wurde noch ein weiteres Mal eine Aufstellung über die Fertigungsgebiete der FAO verfasst, die wesentlich kürzer, nicht einmal eine ganze DIN A4-Seite, geriet, teilweise aber auch andere Informationen lieferte.[2]
Die FAO unterteilte sich in eine Apparate- und eine Spulenfabrik. Auch beim Apparatebau war die Zusammenfassung wesentlich knapper. Die Apparatefabrik der FAO hatte lt. der zweiten Aufstellung hergestellt: „1. Niederfrequenzverstärker für Fernsprech-Weitverkehr (Verstärkerämter) über Freileitungen und Kabel. In der ersten Fassung wurden unter 1., dass Zweidrahtverstärker, Vierdrahtverstärker, Allverstärker, Tonfrequenz-Rufumsetzer für Zweidraht- und Vierdrahtbetrieb, Sicherungsgestelle und Zweibandverstärker aufgezählt. Ferner seien noch „Verstärker 38“ und „Lauschempfänger“ produziert worden waren. Generell versuchte sich die FAO als Produzent von Geräten dazustellen, die der zivilen Nutzung dienten. Dieser Aufstellung vom Juli 1945 war nämlich bereits der Befehl Nr.3 der SMAD vom 15. Juni 1945 vorangegangen, in dem angeordnet wurde: „1. Alle oder jede einzelne der folgenden Waffen, Munition oder Gegenstände im Besitz der örtlichen Verwaltungsorgane, Betriebe oder Einzelpersonen, die sich auf dem Gebiet der sowjetischen Okkupationszone befinden, müssen unversehrt erhalten und in gutem Zustand in der Zeit vom 17. bis 23. Juni 1945 den Militärkommandanten übergeben werden:[…] Werkstätten, Forschungsinstitute, Laboratorien, Versuchsstationen, technische Unterlagen, Patente, Pläne, Zeichnungen und Erfindungen, die für die Herstellung oder Verwendung [… von] Waffen sowie Kriegs- und Handelsschiffe aller Klassen bestimmt sind.:[…]“ Und es zeichnete sich ab, dass die Alliierten in der Potsdamer Konferenz die Demilitarisierung Deutschlands beschließen würden und vor allem Rüstungsunternehmen die Demontage drohte. Und was anderes war die FAO seit ihrer Verlagerung in den Peter-Behrens-Bau 1938/39? Als Reaktion auf den Befehl Nr. 3 bemühte sich Zimmermann in einem Schreiben an den FAO-Kommandanten Oberstleutnant Swiridow vom 23. Juni 1945, die FAO als einen Hort der Friedensproduktion darzustellen. „In den Werkstätten der Fernmeldekabel- und Apparatefabrik Oberspree wurden im Wesentlichen Geräte der Fernmeldetechnik für den Friedensbedarf der Behörden, wie Reichspost und Reichsbahn, hergestellt. Dazu gehören Pupinspulen und weitere Spulenarten, Verstärker, Trägerfrequenzgeräte und Messgeräte in einer dem Friedensbedarf angepassten Ausführung.“[3] Allerdings musste er zugeben, dass die FAO auch von der Wehrmacht Aufträge erhalten hatte. So hatte das FAO Lauschempfänger für die Wehrmacht produziert, die in der Aufstellung vom 25. Mai auch noch genannt worden waren. Am 23. Juni erfuhr aber der Kommandant, dass die FAO zwar so ein Gerät entwickelt hatte, die Fertigungsreihe aber erst in Vorbereitung gewesen war und daher keine Lauschempfänger an die Wehrmacht geliefert worden waren. Für das Inverter-Gerät ‚Anna 103‘, dass von SH entwickelt worden war, nicht vom FAO (!), hatte das FAO lediglich um 1940 Nachbauaufträge erhalten, wobei aber die Fertigung vom Heereswaffenamt gestoppt „und die Auslieferung des Auftrages annulliert“ worden sei. Was das FAO die 4 Jahre dazwischen mit ‚Anna 103‘ angestellt hat, erwähnt Zimmermann nicht. Auch vom Heereswaffenamt kam in den 1930er Jahren, also noch vor dem Umzug in die Ostendstraße, die Entwicklung eines Transponierungs- und Inversionsgeräts (Inverter-Geräts) in Tischgestellform für Netzspeisung. 25 Geräte seien gebaut und 1937 ausgeliefert worden und es habe keinen Folgeauftrag dafür mehr gegeben. Das Foto stammt aus: Baranowsky: Hochfrequenztastsender- und Empfänger für Impulsübertragung THS/E 83 , Beschreibung und Wartungsvorschrift, Dezember 1937, 71 Seiten, davon 13 Seiten Beschreibung und der Rest Anlagen, z.Teil auch mit SW-Fotografien. [1] „Fertigungsgebiet der FAO“, 25.5.1945, in: LAB, Rep. C404, Nr.3. |