Die Arbeit in der Presstellerfertigung
Eine der Stationen im Röhrenaufbau war die Presstellerfertigung, d.h. die Herstellung von Scheibenfüßen für die Elektronenröhren. Das Montieren der Sockel, d.h. das Einschmelzen der Finkdrahtstifte in den Glassockel war eine typische Frauenarbeit im HF, die zu Beginn der 1950er Jahre noch weitgehend manuell erfolgte.
Der Technische Direktor Paul Lorentz, der bis Ende 1951 im HF tätig war, schreibt dazu in der Betriebszeitung HF-Sender Nr. 7 vom September 1951:
„Finkdraht ist ein mit einer galvanisch aufgebrachten Kupferschicht versehener Eisennickelkern größter Reinheit, der einen ganz bestimmten Ausdehnungskoeffizienten, nämlich den des ihn umgebenden Glases, haben muss. Viele Arbeitsgänge sind nötig, um alle die technischen Bedingungen, die an diesen Draht gestellt werden, zu erfüllen […] Aber wenn wir auch […] alle diese Bedingungen restlos erfüllt haben, bleibt als letztes Glied der Kette der arbeitende Mensch. Von der Kollegin an der Presstellermaschine hängt es ab, dass sie den Moment der richtigen Verschmelzung des Drahtes mit dem Glas genau abpasst, wobei sie darauf zu achten hat, dass der Draht nicht übermäßig stark glüht, auf der anderen Seite aber das Glas auch nicht zu kalt verpresst wird. Beides ist von Schaden und muss vermieden werden. Nur ein gleichmäßig erwärmter, nur wenig oxydierter Draht und ein gleichmäßig erwärmtes Glas ergeben einen guten Pressteller ohne Blasenketten und Abschällerungen.“
Dieses genaue Abpassen der richtigen Temperatur erforderte, selbst wenn man eine geübte Sockelmontiererin war, höchste Konzentration, 8 Stunden pro Schicht und natürlich mit einer Leistungsnorm, denn diese Frauen arbeiteten fast alle im Akkord. Und auch das Material, vor allem der Finkdraht, war oft nicht einwandfrei. Insofern wundert es nicht, dass der Presstellerfertigung öfters der hohe Ausschuss, den sie produzierte, vorgeworfen wurde.
https://berlin.museum-digital.de/index.php…
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