Kinderbetreuung im WF, Folge 2

Kinderbetreuung im WF, Folge 2

Das Kinderwochenheim „Agnes Smedley“

Zwar war eigentlich schon 1947/48 klar, dass der Betrieb etwas unternehmen musste, damit die lieben Kleinen die Mütter nicht von der Arbeit abhielten, aber bis die Kinderbetreuung in die Tat umgesetzt wurde, floss noch reichlich Wasser die Spree hinunter. Noch war das OSW keineswegs Herr des gesamten Geländes an der Ostendstr., sondern musste sich das Areal mit der NEF und der sowj. Firma Progress teilen.
1949 gelang es dem OSW, ein Einfamilienhaus an der Ostendstr. 10 zu pachten. Im `freiwilligen´ Arbeitseinsatz, an dem sich auch intensiv die FDJ beteiligte,[1] wurde das Haus renoviert und kindergartentauglich gemacht.
Am 20. Mai 1950 konnte der neue Kindergarten eingeweiht werden. „In einer kurzen Anspreche wies der Kollege Höding[2] darauf hin, daß die Schaffung dieser Kulturstätte in erster Linie der Arbeit unseren Aktivisten und darüber hinaus der Mitarbeit aller Belegschaftsmitglieder zu danken sei. Der sowjetischen Geschäftsleitung gilt unser Dank für die großherzige Freistellung der für den Bau benötigten Mittel.“[3]
Auffallend ist, dass in der Berichterstattung über diesen Kindergarten vorwiegend der Begriff „Kinderheim“ verwendet wurde. Diese Kinderbetreuungseinrichtung war bis ca. 1958 vor allem für Vorschul- und Schulkinder gedacht, es wird auch von Hausaufgabenbetreuung berichtet. Sie startete wohl zunächst als Tagesstätte mit einer Gruppe von 15 Kindern.[4] Ab 1952 ist jedoch kaum noch von Kindergarten die Rede, sondern vom Kinderheim. Kinderheim bedeutete hier `Kinderwochenheim´, eine Einrichtung, in die Mütter ihr Kind am Montagmorgen abliefern und es erst am Freitagnachmittag wieder abholen konnten. Die Kapazität dieser Einrichtung wurde rasch auf bis zu 45 Kinder aufgestockt. Neben den Gruppen für Heimkinder gab es auch weiterhin Gruppen für Tageskinder, die abends wieder abgeholt wurden. Spätestens 1958 wurde dann die Hortfunktion aufgegeben und das Kinderwochenheim nahm nun 3-6-jährige Kinder auf. 1958 soll es drei Heimkinder- und 2 Tageskindergruppen gegeben haben. Ab den 1970er Jahren ließ das Interesse der Eltern an Wochenheimplätzen nach und es wurden etliche Wochenheimplätze in Tagesplätze umgewandelt. Ab 1975 wurden in der Einrichtung „Agnes Smedley“ keine Wochenheimplätze mehr angeboten, stattdessen gab es nur 80-90 Tageskinderplätze. Im September 1979 wurde dann der Wochenheimbetrieb ganz offiziell endgültig eingestellt, da nicht mehr zeitgemäß und nachgefragt.[5]

 #Betriebskindergarten #DDR #Firmengeschichte #Industrie Kinderbetreuung #Kindergarten #Ostberlin #Werkfuerfernmeldewesen #Werkfuerfernsehelektronik #WF

Foto: TFA-549395


[1] Vergl. HF-Sender Nr. 1, Dezember 1949, S. 3.

[2] Hans Höding (1906-1985), 1949 bis 1951 Kulturdirektor (also Direktor für Personalwesen und Soziales) im HF, 1956- 1975 Bezirksbürgermeister von Friedrichshain.

[3] HF-Sender Nr. 6, Mai 1950, S. 11.

[4] Vergl. HF-Sender, Sondernummer zum Frauentag, 8. März 1951, S. 6.

[5] Vergl. WF-Sender Nr. 36, 2. Oktober-Ausgabe 1975, S. 4 und Nr. 20, 4. Maiausgabe 1980, S. 6.

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von WF-Museum

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen